Nach tagelangen Unruhen scheint die Welle der Gewalt auf Frankreichs Strassen langsam abzuebben. In der Nacht zu Montag gab es nach Angaben des Innenministeriums bis Mitternacht 49 Festnahmen - deutlich weniger als in den vorherigen Nächten zu diesem Zeitpunkt.
Das Schaufenster eines Geschäfts nach den Aufständen, ausgelöst durch den Tod eines Jugendlichens.Laut Quellen des Fernsehsenders BFMTV kamen bis 1.30 Uhr weitere 29 Festnahmen hinzu. Zwar gab es auch diesmal wieder einige Krawalle, etwa in Lyon, wo die Polizei gegen eine rechtsextreme Gruppe Tränengas einsetzte.
Innenminister Gérald Darmanin hatte in der dritten Nacht in Folge auf massive Polizeipräsenz gesetzt. 45 000 Polizisten waren im ganzen Land im Einsatz, auch diesmal wieder mit gepanzerten Fahrzeugen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge gab Darmanin erneut die Anweisung, entschlossen vorzugehen und Krawallmacher so schnell wie möglich festzunehmen.
In einem emotionalen Appell hatte sich auch die Grossmutter des Jugendlichen einen Rückgang der Gewalt gewünscht, dessen Tod die Unruhen vor fast einer Woche ausgelöst hatte."Zum Glück sind die Polizisten da. Die Leute, die gerade etwas kaputt machen, denen sage ich:"Hört auf"." Die Randalierer hätten ihren 17 Jahre alten Enkel, der von einem Polizisten erschossen worden war,"als Vorwand genommen", sagte sie am Sonntag dem Sender BFMTV.
Seit dem Tod des 17-Jährigen durch eine Polizeikugel bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag wird Frankreich vor allem nachts von massiven Krawallen erschüttert. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Jede Nacht wurden Hunderte Menschen festgenommen.
Am Montag möchte sich Staatschef Emmanuel Macron mit den Präsidenten von Senat und Nationalversammlung treffen, wie BFMTV und"Le Parisien" am Sonntag nach einer Lagebesprechung Macrons mit Premierministerin Élisabeth Borne, Innenminister Darmanin und mehreren anderen Ministern berichteten. Am Dienstag will der Präsident die 220 Bürgermeister empfangen, die von den Unruhen der vergangenen Tage besonders betroffen waren.
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