Tourismus wird zum Problem: Südtirol greift zum Bettenstopp
Wer den Blick auf den malerischen Pragser Wildsee in den Dolomiten aus nächster Nähe genießen oder gar im Schatten der steilen Felswände mit einem der Ruderboote eine Runde drehen will, der muss in den Sommermonaten entweder vorher online ein Ticket buchen, den öffentlichen Nahverkehr nutzen, mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen. Seit einiger Zeit gilt an dem Bergsee nämlich eine strikte Zufahrtsbeschränkung.
„Der Besucherandrang hat an manchen Hotspots in den Bergen Südtirols seine Grenzen erreicht“, heißt es im Landestourismusentwicklungskonzept, das die Südtiroler Landesregierung im vergangenen Jahr vorgelegt hat. Aufgrund von Lärmbelästigung, immer mehr Verkehr sowie steigenden Mieten und Preisen wachse der Unmut in der Bevölkerung.
Nicht alle sind so optimistisch. „Es handelt sich bei dem Bettenstopp um eine halbherzige Maßnahme“, sagt etwa Josef Oberhofer, Vorsitzender des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz. Es gebe schlicht zu viele Ausnahmen und Sonderregelungen. Zuletzt hatte die Landesregierung die Frist, innerhalb der die Gastbetriebe ihre Betten melden müssen, noch einmal um drei Monate verlängert.
So zum Beispiel in der 5000-Einwohner-Gemeinde Vahrn. Dort ist Andreas Schatzer Bürgermeister und der ist dafür, dass das touristische Angebot noch etwas wächst. Derzeit gebe es in dem Ort etwa 1000 Gästebetten. „Wir haben in Südtirol 116 Gemeinden, von denen etwa ein Dutzend stark touristisch geprägt sind“, sagt Schatzer, der auch Präsident des Südtiroler Gemeindenverbandes ist. 30 Gemeinden seien touristisch durchschnittlich erschlossen.
Für Umweltschützer Josef Oberhofer ist klar, dass es drastischerer Maßnahmen bedarf, um die Situation in der Provinz zu entspannen. „Man muss zum Beispiel komplett aufhören, Südtirol als touristische Destination zu bewerben“, findet er. „Wir müssen so ehrlich sein und sagen: Mehr geht nicht, es reicht!“ Ob der Bettenstopp geeignet ist, dem Massentourismus Einhalt zu gebieten, wird sich erst noch zeigen müssen.
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