Die erste weibliche Intendantin modernisierte den RBB. Dann veruntreute sie mutmaßlich Gelder. Ist Schlesingers Scheitern dennoch feministisch?
Zehn Jahre ist die Gründung von Pro Quote Medien dieser Tage her, dem Verein, der zunächst 30, dann 50 Prozent Frauen in Führungspositionen in den Medien forderte. Die Forderung zu vertreten, erforderte Rechtfertigungsdruck. Das Argument, Gleichstellung sei erst dann erreicht, wenn Frauen die Möglichkeit hätten, sich genauso beschissen zu verhalten wie Männer, hat erstaunlich gut funktioniert. Das konnten Männer nehmen.
Bereits am Freitag ist sie vom ARD-Vorsitz zurückgetreten, Sonntagabend auch als Intendantin des RBB. Sie habe in Sachen Finanzen nicht ausreichend zwischen Geschäftlichem und Privatem unterschieden, heißt es. Der Verdacht von Vetternwirtschaft liegt schwer in der Luft, am Wochenende wurde bekannt, dass sie rund 650.000 Euro für die Neugestaltung ihrer Büroräume ausgegeben haben soll.
Man schaut mit ungläubigem und fasziniertem Grausen auf das Debakel, auf eine Verfehlungsliste, die nach der Gier der Macht riecht. Danach, das Maß verloren zu haben, aber auch Einschätzungsvermögen und Anstand.
Hat Schlesinger eine Ahnung, wie dumm wir Kämpfer*innen jetzt dastehen, wie dünn unsere Argumente werden, wenn wir die Notwendigkeit von Frauen in Führung mit einem anderen Führungsstil und einem anderen Blick für und auf die Gesellschaft begründen?