Erstmals in der Geschichte Kolumbiens könnte mit Gustavo Petro ein linker Ex-Guerillero Präsident werden. Die herrschende Elite des Landes fürchtet einen Niedergang wie in Venezuela.
Der Uribe-Mann erwies sich als Fehlbesetzung: Noch nie war ein Präsident zum Ende seiner Amtszeit so unbeliebt. Der versprochene politische Aufbruch blieb aus, unter Duque florierte nur die kleine Oberschicht, der er selbst entstammt. Die soziale Krise verschlimmerte sich; in keinem anderen lateinamerikanischen Land mit Ausnahme Brasiliens ist der Abgrund zwischen Arm und Reich so groß wie in Kolumbien.
Unterdessen besetzten Duque und sein Mentor Uribe Schlüsselposten wie die Generalstaatsanwaltschaft mit ihren Anhängern. »Weite Teile der öffentlichen Verwaltung sind heute in der Hand der Rechten«, sagt Uprimny.Weil die versprochenen Reformen immer wieder verschoben wurden, ist der Wunsch nach Wandel jetzt übermächtig. Davon profitiert die demokratische Linke, die dem bewaffneten Kampf entsagt hat.
Dennoch sieht er Petros Kandidatur kritisch: »Petro neigt zum Autoritarismus, er ist ein Caudillo.« Jüngst verkündete der Kandidat, dass er als Präsident den wirtschaftlichen Notstand ausrufen will – er bräuchte wichtige Gesetzesvorhaben dann nicht dem Kongress vorzulegen und könnte per Dekret regieren. »Petro fühlt sich nicht sehr an den Rechtsstaat gebunden«, sagt Uprimny.
Sein überraschender politischer Aufstieg hat Hernández die Unterstützung einer der umstrittensten Figuren der kolumbianischen Politik eingebracht: