Sie spielen bis in den nächsten Monat: Nadal besiegt in einem epischen Match nach 4:16 Stunden seinen Rivalen Djokovic im Viertelfinale und lässt sich spät in der Nacht ekstatisch feiern – anschließend üben beide Kritik. Aus Paris von doublebackhand
Die Stimmung war von Beginn an knisternd. Diese typische Stille, die immer wieder herrscht, wenn einer kurz davor ist aufzuschlagen, wurde pausenlos von Zwischenrufen zerschnitten. Alle waren aufgeregt. Oben auf den Rängen sorgte eine Blaskapelle für zünftige Klänge, mehrheitlich wurde immer wieder"Rafa, Rafa" gerufen, die"Nole, Nole"-Rufe hatten es etwas schwer, durchzudringen. Aber auch Djokovic hatte seine Fans, natürlich.
Als die Mitternachtsstunde überschritten wurde, hatten sich bereits einige in den unteren Boxen in blaue Decken gehüllt, es war kalt geworden, auch das ein Grund, warum die Nachtmatches nicht die größte Begeisterung bei einigen Profis, die für diese in Frage kamen, hervorriefen. Auch Djokovic und Nadal hatten nicht frohlockt, als sie zu ihrer Haltung hinsichtlich eines Night-Matches befragt worden waren.
In Melbourne bei den Australian Open hatten die zwei vor zehn Jahren eines der längsten Matches ausgetragen, am Ende, als Djokovic gesiegt hatte, blieb die Uhr bei 5:53 Stunden Spielzeit stehen. Inhatte ihr längstes Duell bislang 4:37 Stunden gedauert, 2013 siegte Nadal im Halbfinale 9:7 im fünften Satz. Aber von Mai bis Juni hatten die beiden noch nie gekämpft. Genau das passierte nämlich diesmal - sie begannen ja ihr Match am 31. Mai um 21 Uhr, und es endete am 1.
Die einzelnen Sätze lesen sich vom Ergebnis her gar nicht mal so unglaublich lang. Aber sie waren es. Der erste Satz: 6:2 an Nadal. Spieldauer: 51 Minuten. Der zweite Satz betrug eine Spielfilmlänge, 87 Minuten, 6:4 für Djokovic. Allein das Aufschlagspiel Nadals bei 3:2, das er dann verlor, ging über 17 Minuten und sieben Mal Einstand. Satz drei war der Quickie dieser Nacht, 45 Minuten und 6:2 für Nadal.
Im Tie-Break führte Nadal 6:1, Djokovic kam etwas heran, aber mit einer Rückhand die Linie entlang besiegelte Nadal den Sieg, der sich vom Publikum ekstatisch feiern ließ. Djokovic war direkt vom Platz zur Pressekonferenz gegangen, er lobte Nadal, er sei"in den entscheidenden Momenten besser" gewesen. Lange dauerte sein Vortrag nicht, er war enttäuscht und nicht gut gelaunt, gab sich aber professionell. Nur eine Kritik wurde er schon los.
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