Nach dem kurzen Aufstand des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin kehren viele Menschen in Russland in ihren Alltag zurück. Der besteht aus Ignoranz und Anpassung.
Küsschen für die Kamera: Dieses Bild verbreitete die staatliche russische Nachrichtenagentur Sputnik Foto: Gavriil Grigorov/ Sputnik/ Kremlin/ap
In den sozialen Netzwerken wird das Bild der Jugendlichen mit dem Präsidenten bejubelt. „Du bist toll, Fatima, solchen prächtigen Nachwuchs braucht unser Land“, kann man da lesen. Es ist die bizarre Inszenierung eines Führerkults. „Fatima“ erzählt dem Staatsfernsehreporter, wie sie sieben Stunden lang gewartet hat: „Nur auf ein Foto mit ihm. Das ist so unglaublich.“
Putin dankt Soldaten und dem ganzen Volk, einen „De-facto-Bürgerkrieg“ gestoppt zu haben – auch wenn in den bangen Samstagsstunden niemand für ihn öffentlich Partei ergriffen hatte. Er lässt sich schnell in den Nordkaukasus fliegen, um sich in der Menge filmen zu lassen, mag er auch sonst alle, die ihm näher kommen dürfen, vorab eine Woche in Quarantäne schicken.
Das funktioniert schnell. Die Ignoranz und Gleichgültigkeit vieler Russinnen und Russen war auch am Aufstandssamstag gegenwärtig. In den Tagen danach geht das Leben in der Hauptstadt seinen empathielosen Gang. Wie seit Kriegsbeginn. Die Menschen nehmen die Nachrichten hin, gewöhnen sich nach und nach an die Propaganda. Manche stöhnen: „Ich bin einfach nur müde, ich will das alles nicht mehr hören. Es betrifft mich nicht.
Jekaterina sagt, es sei nicht an ihr, „zu urteilen, wer Recht“ habe. „Wir müssen immer aufseiten unseres Präsidenten sein. Einfach, weil wir Russen sind und Putin unser Präsident ist.“ Sie ist 25 Jahre alt. Einen anderen Menschen an der Spitze des Staats kennt sie nicht, auch wenn zwischendurch Dmitri Medwedjew den Posten innehatte, im Hintergrund blieb stets Putin der, der Stabilität versprach.
Es ist die Haltung vieler Menschen im Land. Das System Putin hat das Volk so weit demobilisiert, dass viele aus der Apathie nicht mehr herauskommen, nicht herauskommen wollen. „Es hat mich wirklich genervt, dass ich am Samstag aus dem Puschkin-Museum hinauskomplimentiert wurde. Was sollte das? Rostow ist weit weg“, sagt Tatjana, 48.
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