Im NS vernachlässigte der Landesfürsorgeverband Oldenburg Patient*innen, um sich zu bereichern. Herausgefunden hat das der Historiker Ingo Harms.
HAMBURG taz | Am 9. Februar 1945 schreibt Herrmann N. an die Leitung der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen im Oldenburgischen, in der sein Sohn seit Kurzem untergebracht ist: „Mein Sohn ist ja total unterernährt und abgemagert und konnte bei meinem Besuch gestern vor Schwäche nicht auf einem Stuhl sitzen, und solche Zustände kommen in einer Pflegeanstalt vor?“
Herrmann N.s Geschichte ist Teil der Studie „Der Verband – Anstaltsfürsorge zwischen Rassenhygiene, Bereicherung und Kommunalpolitik “. Der Historiker Ingo Harms und sein Team sind immer wieder auf drei Einrichtungen gestoßen: die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen, die heutige Karl-Jaspers-Klinik Wehnen; dann das Gertrudenheim in Oldenburg und schließlich das Pflegeheim Kloster Blankenburg, das heute als Erstaufnahme für Geflüchtete dient.
Harms, lange tätig an der ‚Forschungsstelle Geschichte der Gesundheits- und Sozialpolitik der Universität Oldenburg‘, stellte sich die erkenntnisleitende Frage: Warum stieg der Verband zu einem ökonomisch erfolgreichen lokalen Wirtschaftsakteur nicht schon in der Weimarer Republik auf oder hernach in den Anfangsjahren der Nachkriegs-BRD, sondern ausgerechnet während der NS-Diktatur und somit bald unter den Bedingungen einer...
Die GedenkstätteHermann-Ehlers-Str. 7, Bad Zwischenahn; Di–Fr: 10–16 Uhr, So: 12–16 Uhr. Öffentliche Führung am 25. 8., 16 Uhr, Anmeldung erforderlich per E-Mail an [email protected] oder telefonisch unter ☎ 99 92 770. Infos: www.gedenkkreis.de
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