Bei der ersten STERN STUNDE sprechen die Schriftstellerin Juli Zeh und Wirtschaftsminister Robert Habeck über die Lage Deutschlands
Zeh: Natürlich, weil es die Leute unmittelbar betrifft, egal, ob ganz real oder gefühlt. Jetzt war es das Heizungsgesetz, es wird bald etwas anderes sein. Und noch ein Wort zum Thema "positive Erzählung": Das klingt, als wollte man den Leuten ein Märchen verkaufen. Das ist nicht gemeint. Es geht vielmehr um unsere Freiheit als Mensch. Wir können doch in Wahrheit wenig Kontrolle über die Welt ausüben, nicht mal das eigene Leben haben wir im Griff.
Wenn Ihre Erzählung stimmt, müssten sich die Parteien gegenseitig unterhaken. Das Gegenteil passiert: CDU-Chef Friedrich Merz hat die Grünen zum Hauptgegner erklärt, mit denen könne man auf keinen Fall koalieren. Stört Sie das? Zeh: Noch ein paar Sätze zum Unterhaken: Ich weiß nicht, woher dieser Wunsch kommt, es scheint mir fast eine Art Dogma zu sein. Als müsste man sich in einer Demokratie total einig sein, angesichts der Größe der Herausforderung oder der Umfrageerfolge der AfD. Darum dürfe es keinen Streit mehr geben, man müsse sich unterhaken und als starke Front in die Zukunft sehen. Das ist nicht gerade eine Einladung zum Gespräch.Zeh: Das ist sein Problem.
Habeck: Da kommt noch etwas Zweites hinzu. Es gibt eine moderne Erzählung, die sagt: Du kannst es schaffen, also streng dich an, es liegt an dir. Am stärksten ist das in den USA ausgeprägt. Der Umkehrschluss ist aber, wenn du es nicht geschafft hast, zur Elite zu gehören, liegt es ebenfalls an dir. Totaler Unsinn! Es liegt oft am Zufall, an sozialer Abhängigkeit, an dem, was einem im Leben begegnet, welche Talente gerade gebraucht werden.
Habeck: Es ging dabei um die Frage, ob Deutschland wieder der kranke Mann Europas sei, wie der "Economist" vor fast 25 Jahren geschrieben hat. Der Erfinder dieses Ausdrucks hat selbst gesagt, das Bild passe überhaupt nicht zu dem, was heute hierzulande passiert. Da habe ich versucht, ein anderes Bild zu finden.Habeck: Ich will nichts beschönigen, vier Themengebiete bereiten in ihrer Kombination Grund zur Sorge.
Zeh: Wissen Sie, was ich mich manchmal frage? Wann war eigentlich das Jahr, in dem Deutschland perfekt funktioniert hat, einfach keinerlei wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme existierten? Wir haben uns doch Jahrzehnte lang mit Arbeitslosigkeit herumgeschlagen, die zu ungeheuren Verwerfungen geführt hat. Jetzt leben wir in einer Phase, da dieses Problem komplett in den Hintergrund geraten ist. Es gibt kein Empfinden dafür, dass wir auch ein paar Sachen gut hingekriegt haben.
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