Fast ein Jahr nach der Flutkatastrophe in NRW sind die Folgen noch in Stolberg zu spüren. Das vergrößert die Kluft zwischen Arm und Reich.
Die Flut kommt am 14. Juli 2021 nach Stolberg am Fuß der Eifel. Der nur wenige Zentimeter tiefe Vichtbach im Stadtzentrum verwandelt sich an diesem Mittwoch in einen reißenden, gefährlichen Strom. Die schlammigen, braunen Wassermassen wälzen sich durch die Talachse, in der das Zentrum der 56.000 Einwohner:innen zählenden Stadt bei Aachen liegt.
Heute, knapp zehn Monate nach der Katastrophe, sind die allerschlimmsten Schäden beseitigt. Überall in der Innenstadt wird gehämmert, gebohrt, geschraubt. Bei einem Rundgang trägt Haas ein blaues Jackett und schwarze Sneakers. Der in Stolberg geborene Bürgermeister zeigt die Kita, die jetzt in Containern untergebracht ist, redet über das Glasfasernetz, das statt der alten Metallkabel verlegt werden soll.
„Ich kann jedem nur dankbar sein, der an Stolberg glaubt“, sagt der Bürgermeister. Denn bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist, werden Jahre vergehen. Noch dominiert Leerstand: Bei jedem zweiten Laden sind die Fenster vernagelt oder durch Baustaub fast blind. Dahinter sind herausgerissene Böden und nackte Wände zu sehen.
Renovieren kann nur, wer Geld hat Renovieren, schnell nach vorn schauen kann also nur, wer eine gute Bank hat – oder Geld. „Viele bekommen keinen Vorabkredit“, sagt Haas. Denn in Arm und Reich gespalten war Stolberg schon vor der Katastrophe. Viele, die es sich leisten konnten, haben in den Dörfern auf den Hügeln rund um die Kernstadt neu gebaut. In diesen hoch liegenden Ortsteilen leben fast zwei Drittel der Einwohner:innen. Getroffen hat die Flut sie nicht.
Noch heute stehen etwa 2.000 Menschen auf den Bedarfslisten der Interessengemeinschaft. Spendenfinanziert lagern in deren Containern Nudeln, Reis, Zucker, Dosengemüse, aber auch Shampoo und Duschgel. „Für die Leute hier sind 20 oder 40 Euro sehr, sehr viel Geld“, erklärt Duygu Ulfig. Ein Einkauf im Supermarkt sei oft einfach nicht drin.
Keine Kraft mehr Andere haben weniger Glück. Gerade einmal 4.000 Euro Unterstützung habe sie bekommen, erzählt eine Frau, die seit ihrer Kindheit im Stadtteil Mühle lebt. Aus Angst, „Ärger zu bekommen“, will sie ihren Namen nicht in der Zeitung sehen. „Ich habe gebrauchte Sachen gekauft. Etwas Neues konnte ich mir nicht leisten“, sagt die 56-Jährige, die in Vollzeit 1.281 Euro netto im Monat verdient.
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