Der FC Ueberstorf mischt seit über einem Jahr im regionalen Spitzenfussball mit. Können Berner Vereine etwas von ihm lernen?
Es läuft die 27. Minute, als Yoann Bangerter, Goalie des FC Tavannes/Tramelan, einen verhängnisvollen Ausflug unternimmt. Er verlässt sein Tor, um einen Steilpass abzufangen. Doch Benjamin Burla ist schneller. Er umkurvt Bangerter, dessen Sohle nur Burlas Knöchel streift, und lupft den Ball aus 20 Metern ins Tor. Aus den Lautsprechern ertönt ein Schiffshorn, gefolgt von der Torhymne «Die zweite Saison in Folge spielt die 1.
«In unserem System wird den Kindern früh signalisiert, dass wir jeden mitnehmen wollen und der sportliche Erfolg bei den Junioren an zweiter Stelle steht», sagt Dominic Quiel. Denn aus den Junioren kämen nicht nur die künftigen Spieler der 1. Mannschaft, sondern auch jene für alle weiteren Aktivteams sowie die neuen Vorstandsmitglieder, Trainer und Helfer.
Beim Spiel gegen Tavannes/Tramelan kommen 413 Leute. Die Auswärtsfans abgezogen, sind das immer noch knapp 15 Prozent der Dorfbevölkerung. Zum Vergleich: Besuchten 15 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt die Spiele des FC Thun, würde sich der Zuschauerschnitt mehr als verdoppeln. Einen Teil des Charakters würden die Spieler bereits offenbaren, wenn sie sich bereit erklärten, gratis zu spielen. Im FC Ueberstorf werden weder Spesen noch Löhne an die Spieler bezahlt. Im höheren Amateurfussball gilt das als aussergewöhnlich. Offizielle Zahlen dazu gibt es aber keine.Bei der Amateur-Liga, zu der auch die 2. Liga interregional gehört, reagiert man auf die Frage nach Spielergehältern im Breitensport mit einem Lachen.
Den Ueberstorfer Co-Präsidenten Dominic Quiel bringt das nicht aus der Ruhe. Gerade erklärt er, dass die Spieler der 1. Mannschaft zu den Auswärtsspielen bis 45 Fahrminuten Distanz mit den Privatautos reisen – als auf der linken Seite Maic Aegerter freigespielt wird. Quiel unterbricht seinen Satz und flüstert mehr für sich als zu seinem Gegenüber: «Mach ne.» Aegerter macht ihn. 2:1 für den FC Ueberstorf.
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