«Do not feed the Google», Folge 9: Google im rot-grünen Steuer­paradies

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«Do not feed the Google», Folge 9: Google im rot-grünen Steuer­paradies
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Hat sich das Standortmarketing Zürich «verzockt»? Den Mitarbeitenden von Google – «Topleute, die die Wirtschaft braucht [...]» – wird der rote Teppich ausgebreitet. Als Folge der Ansiedlungspolitik sind Wohnungen in der Stadt Zürich knapp und teuer.

Wenn ethische Werte nur ein Fei­gen­blatt sindAuf dem Roboter­pferd in die SchlachtGoogle und die Schweiz – eine Lie­bes­ge­schich­tePodcast: Warum sind alle so ver­schwie­gen?

Als wir beim Amt für Wirtschaft und Arbeit als Reaktion auf die Absagen Einsicht in Akten beantragen, reagiert man irritiert. Die auf das Öffentlichkeits­gesetz abgestützten Anträge würden viel Arbeit verursachen. Zu den Gesprächs­anfragen heisst es, das Amt sehe es nicht als seine Aufgabe, «über Frage­stellungen zu sprechen, die zum grossen Teil eigentlich mit dem Unter­nehmen Google besprochen werden müssten».

Damit konfrontiert, will das Amt für Wirtschaft und Arbeit von Verschwiegenheit, Google-Effekten oder roten Teppichen nichts wissen. Man sei seiner Informations­pflicht stets nachgekommen. Und der Ansiedlungs­prozess blieb unkommentiert: Schliesslich liege der 20 Jahre zurück.

Zunächst standen Gespräche mit Vertretern der «Greater Zurich Area» und der kantonalen Verwaltung zu Mitarbeiter­rekrutierung und Steuer­fragen auf dem Programm. Danach folgte ein Mittagessen im Restaurant Kronenhalle, anschliessend ein Treffen zum Kaffee mit den Steuer­anwälten von Altenburger & Partners. Am Nachmittag trafen die Google-Vertreter schliesslich den Zürcher Stadt­präsidenten.

Der einfache Zugang zur Verwaltung ist in den Augen von Blancpain einer der grossen Vorteile von Zürich: «Die Leute waren immer sehr erstaunt, wie einfach sich hier der Kontakt mit den zuständigen Behörden gestaltete. Wir nannten dies das ‹Prinzip der kurzen Wege›.» Während des Videoanrufs steht Knaflic auf, verschwindet kurz und kommt mit einem Swiss-Flugzeug­modell zurück. Ein Erinnerungs­stück. Die Maschine wurde extra für die Flüge nach San Francisco im Flower-Power-Design bemalt.

Google selbst, aber auch viele Gesprächs­partnerinnen betonen, wie wichtig die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich und die École polytechnique fédérale in Lausanne als weltbekannte Hoch­schulen beim Ansiedlungs­entscheid waren. Für den Konzern bedeutet der Standort Zürich auch Zugang zu einer wichtigen Bildungs­institution und damit zu begehrten Arbeits­kräften.

Vereinzelte Stimmen aus der regierenden Zürcher Sozial­demokratie, wie zum Beispiel National­rätin Jacqueline Badran, prangerten diese Steuer­politik an. Darauf folgten Nach­verhandlungen zwischen dem kantonalen Steueramt und Google, bei denen man sich offenbar einigte. Über den konkreten Inhalt der Verhandlungen oder gar der Einigung schwiegen sich die Parteien aus.

Für den Kanton hat das den Vorteil, dass die jährlichen Steuer­einnahmen sehr berechenbar sind. Und Google zahlt damit deutlich tiefere Steuern, als wenn das Unternehmen auf den eigentlichen Gewinn besteuert würde. Den Umsatz in der Schweiz schätzt das Branchen­magazin «Computerworld» für 2021 auf ungefähr 3,6 Milliarden Franken. Offiziell jedoch verdient Google hier wohl kaum etwas.

«Zürich hat die Sogwirkung von Google und die kollateralen Auswirkungen der Ansiedlung unterschätzt», sagt Selz. «Wenn eine Branche, in der die Anfangs­saläre bei über 100’000 Franken liegen, sich an einem neuen Ort ansiedelt und dann in diesem Ausmass wächst, hat das einen Effekt nicht nur auf den Wohnungs­markt, sondern auch auf die allgemeine Infrastruktur, auf die Strassen, das S-Bahn-Netz.

Der Google-Effekt: Kurz nachdem bekannt wurde, dass an der Müllerstrasse im Kreis 4 zwei Gebäude für Google umgebaut werden, erhielten alle Bewohner im Haus nebenan die Kündigung. Die Begründung: Renovation. An der Ecke Müller­strasse/Anker­strasse ist zudem ein Wohnprojekt mit Lofts im Luxus­segment geplant. Zweieinhalb- bis Drei­einhalb-Zimmer-Wohnungen ab 3400 Franken bis 5800 Franken im Monat.

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