Die Zustände seien katastrophal gewesen, «eine Schule für Gladiatoren». So beschreiben es zwei Arbeiter, die bei Goger angestellt waren. Teil 2 der grossen Lohndumping-Recherche von phalbrecht und brh_justizundso.
So erzählte es Goger Ende November 2017 der Kantonspolizei Zürich. Ermittlungen und spätere Geständnisse von Komplizen weisen allerdings darauf hin, dass er bei dieser achtstündigen Einvernahme derart oft log, dass auch bei den Angaben zu seiner eigenen Biografie Zweifel angebracht sind.
Dafür, so sagen es zwei unabhängige Quellen, habe er unerlaubterweise Arbeiter vom Golfhotel abgezogen. Doch bewiesen werden konnten die Vorwürfe nie. Die Parteien einigten sich in einem Vergleich. Goger liess sein Hotel zurück, die Villa verkaufte er später.261 Angestellte arbeiteten zwischen 2013 und 2016 im Sold Gogers. Sie wohnten in Unterkünften verteilt auf mindestens vier Kantone.
Den Gipsern wurde für das Logis vom Lohn monatlich 600 Franken abgezogen. Wie die Strafverfolger der Staatsanwaltschaft Zürich festhalten, bezahlte Goger für die Miete der Unterkunft monatlich 3200 Franken, kassierte aber von seinen Gipsern bei durchschnittlicher Belegung monatlich 11’400 Franken. Goger begründete die ungewöhnlich hohen Wohnabzüge mit Entschädigungen für die Einrichtung, die Reinigung sowie für die Heizung.
Dieser hatte damals neben Goger noch andere illustre Kunden. So war er in einen grossen Bestechungsfall in der Bundesverwaltung verwickelt. 2019 verurteilte ihn in diesem Zusammenhang die Bundesanwaltschaft mittels Strafbefehl wegen Bestechen, Geldwäscherei, Urkundenfälschung und ungetreuer Geschäftsbesorgung.
In Ungarn, das sich Anfang der Zehnerjahre in einer desolaten wirtschaftlichen Situation befand und wo es für sie kaum Arbeit gab, hätten sie bestenfalls 4 Euro verdient. Sie hinterfragten ihren Schweizer Lohn nicht. Auch dann nicht, als eine merkwürdige Praxis eingeführt wurde.Eines der Prestigeobjekte, die sich Kurt Goger mit Dumpinglöhnen billig erkaufte: Das Toni-Areal in Zürich.
Obwohl Überstunden die Regel waren, erhielten Gogers Arbeiter diese nicht ausbezahlt. Dafür durften sie alle zwei Wochen auf eigene Kosten für ein verlängertes Wochenende in die Heimat fahren. Darüber hinaus zog ihnen Goger hohe Pauschalbeträge ab: für Übernachtungen, Reinigungskosten und die Mitbenützung der Firmenwagen. Und der Lohn wurde ihnen immer mit einem Monat Verzögerung ausbezahlt.
Die Winterthurer Gipser beschlossen, eine Lohnbuchkontrolle durchzuführen. Ein Mittel, das Firmen gemeinsam mit Gewerkschaften einsetzen dürfen. Die beiden Parteien organisieren sich für diese Aufgabe in einer paritätischen Berufskommission und kontrollieren so die Einhaltung der Gesamtarbeitsverträge .
2014 gerieten erneut Goger-Leute in eine Kontrolle, diesmal durchgeführt von der Arbeitskontrollstelle des Kantons Zürich. Wieder lautete der Verdacht Schwarzarbeit. Und wieder ging die Meldung ans Amt für Wirtschaft und Arbeit. Die Parteien vereinbarten, den 45 betroffenen Gipsern seien die geschuldeten Beträge zu überweisen: insgesamt 310’000 Franken.Wie Untersuchungsdokumente zeigen, die der Republik vorliegen, liess Goger seine Gipser leere oder mit einem für sie unverständlichen deutschen Text bedruckte Zettel unterschreiben. Sie dienten einerseits als Quittung für die paritätische Berufskommission, als Beweis, dass die Angestellten die Beträge erhalten haben.
Für Suter ist das endlich der Beleg für die Kickback-Zahlungen, die bis heute in keiner Lohnbuchkontrolle nachgewiesen werden konnten. Später lässt sie die Aussagen der Arbeiter über die Rückzahlungen notariell beglaubigen. Auch andere Medien berichten nach dem «Blick» über den bis dahin grössten bekannten Lohndumpingfall der Schweiz. Und darüber, wie die Gewerkschaft Unia die Gunst der Stunde nutzt und weitere Baustellen von Goger besetzt. Mit Bannern und Trillerpfeifen blockieren sie die Arbeiten im Fifa-Museum in Zürich-Enge, in der Grossüberbauung Tic Tric Trac in Zürich-Binz, im Limmat-Tower in Dietikon und im Helvetia-Tower in Pratteln.
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