135 Länder, 375 Häfen und das für 27’800 Franken im Jahr: Ein Unternehmen bietet digitalen Nomaden ein Abenteuer auf hoher See mit Steuervorteilen an. Die Details haben es in sich.
Mit der «MV Gemini» 135 Länder ansteuern, dieses Angebot macht das türkische Unternehmen «Life at Sea Cruises».Die Welt, das darf man ausnahmsweise pauschal sagen, teilt sich in zwei Arten Menschen: Solche, die Kreuzfahrten ablehnen. Über Wochen die gleichen Menschen, das gleiche Essen, die gleichen Wege, Hölle. Und die anderen: gleicher Pool, gleiches Bett, gleiches Personal, Himmel.
Mit dem Angebot reagiert die Firma nicht nur auf sehr aktuelle Wünsche, Märzgrau und Krankheitsennui, kurz: mitteleuropäischen Winter. Sondern auch auf sehr zeitgeistige Bedürfnisse: in der Welt unterwegs sein und arbeiten, keinen schnöden ÖV-Mensa-Supermarkt-Alltag, jeden Abend Instagram-taugliche Sonnenuntergänge. Was könnte das Herz in Zeiten von Krisen, Krieg und Pandemie mehr erfreuen als Schiff gewordener Eskapismus.
Auch weil man, so der Anbieter, Steuervorteile hat, wenn man nicht fest in einem Land lebt. Noch günstiger wirkt es, wenn man bedenkt, dass niemand weiss, wie teuer Butter kommendes Jahr sein wird und in mancher Schweizer Stadt die Mieten so hoch sind, dass am Ende des Monats kaum Geld übrig bleibt. Zumal zum Schiff eine Bibliothek, Tanzkurse und Single-Events gehören, für diejenigen, die auf dem Meer auch den perfekten Partner finden wollen.
Gibt es einen Geldautomaten? Nein, nur eine vorab zu ladende Karte. Wie lang dauert die Reise? «Die Kreuzfahrt dauert drei Jahre.» Kein Verweis auf frühere Ausstiegsoptionen oder besondere Umstände, unter denen man früher runter darf. Wem das noch nicht unheimlich ist, der sollte die Frage «Was, wenn ich an Bord sterbe?» anklicken. Man habe bei «Life at Sea» Leichenschauhäuser an Bord, mehrere.
Wer nun Sorge hat, dass er 1095 Tage an Bord doch nicht aushält, kann beruhigt sein. Zum einen gibt es ein medizinisches Team, auch wenn die Behandlung extra kostet. Zum anderen ist für möglicherweise durchdrehende Gäste vorgesorgt. Nachzulesen auf die Frage «Was, wenn jemand an Bord ein Verbrechen begeht?» ist nämlich: «Wir haben unseren eigenen Sicherheitsdienst und sogar ein eigenes Gefängnis.
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